Bodenseeforum: Privatisieren oder verschenken?

Im vergangenen November stand der Quartalsbericht für das angebliche „Haus für alle“ auf der Tagesordnung des zuständigen Ausschusses. Man könnte fast genervt abwinken: Langsam langweilt der kommunalpolitische Dauerbrenner, aber schließlich verfüttert der Kasten Millionen Euro, wie der Wirtschaftsplan belegt und ein Ende ohne weiteren Schrecken ist nicht abzusehen.

Stand bis vor kurzem die Linke Liste (LLK) völlig alleine mit ihrer Kritik an dem Finanzdesaster, gesellen sich allmählich andere dazu. Günter Beyer-Köhler, Stadtrat der FGL (Freie Grüne Liste), bezeichnete die aktuelle Situation am Seerhein als „worst case“, denn bis 2021 würden sich die nötigen Zuschüsse für das BoFo seiner Meinung nach auf wahrscheinlich 12 Millionen Euro belaufen. In seinem Ärger plädierte er dafür, das Haus „besser zu privatisieren“, denn dort würde „unser Geld verbraten“. Nur: Wer hängt sich ohne Not diese Seuche ans Bein?

Aber man kennt das ja seit langen Jahren: Bei der FGL gibt es in der Regel zu allen strittigen Themen mehrere Meinungen (den brav-grünen StammwählerInnen wird das als lebendige Debattenkultur verkauft) und so flötete die Freigrüne Dorothee Jacobs-Krahnen heftig gegen ihren Kollegen aus den eigenen Reihen. Das BoFo müsse nun „mit voller Kraft“ beworben werden, denn Konstanz brauche dieses Haus. Man müsse „positiv in die Zukunft schauen“, meinte sie, merkte aber auch kleinlaut an, wichtige Entscheidungen seien „unter falschen Voraussetzungen“ getroffen worden, denn den zuständigen Gremien habe man „falsche Zahlen“ vorgelegt.

Klar, schuld sind immer die anderen. In diesem Falle kann Jacobs-Krahnen eigentlich nur Projektmanager Mauge und/oder BoFo-Interimsgeschäftsführer Friedhelm Schaal gemeint haben. Doch dafür sollte sie in Bälde eindeutige Belege liefern. CDU-Mann Roger Tscheulin, auch ein BoFo-Jubler der ersten Stunde, nuschelte: „Die Kurve zeigt in die richtige Richtung“ und er hoffe auf eine „Trendwende“. Jürgen Faden, der die rechte Flanke der Freien Wähler abdeckt, erhofft sich in absehbarer Zeit inbrünstig „schwarze Zahlen“. Blieben diese weiterhin eher dunkelrot, wolle er sich dafür einsetzen, die Hütte „besser zu verschenken“. Aber auch dafür wird es wohl kaum Interessenten geben. SPD-Rat Jan Welsch wünschte dem Projekt zwar durchweg „Erfolg“, aber so richtig dran glauben will er nicht, wie seinen Ausführungen zu entnehmen war, bei denen er sich wand wie ein Aal mit heftigen Verdauungsstörungen.

BoFo-Geschäftsführer Andrew Lohmar ließ das verlauten, was man von ihm in seiner Position auch erwarten konnte. Es gehe langsam vorwärts mit dem Veranstaltungshaus am Seerhein, der Buchungskalender sei gut gefüllt. Außerdem, so Lohmars Ansage an die anwesenden ParlamentarierInnen, sollten diese doch bitteschön zur Kenntnis nehmen, dass das Bodenseeforum auch die Umsätze in der gesamten Stadt steigere. Belegen kann er das nicht mal im Ansatz, aber das Gremium zeigte sich dennoch beeindruckt.

Eine pikante Personalie am Rande: Anfang 2017 wurde Barbara Burchardt, Ex-Frau des amtierenden Oberbürgermeisters Uli Burchardt, für gutes Salär als Beraterin ins BoFo-Boot geholt. Hochnot-peinliches Naserümpfen hub an und klammheimlich war auch in der Verwaltung die Rede von einem Arbeitsbeschaffungsprogramm Marke Burchardt. Was den Oberbürgermeister umgehend dazu veranlasste, mit treuherzigem Augenaufschlag gegenüber dem Südkurier zu erklären, mit dieser Angelegenheit habe er sowas von rein gar nichts zu tun. Allgemein ging man davon aus, Frau Burchardts Aktivitäten fänden ein Ende, wenn der neue Geschäftsführer Lohmar eingearbeitet sei. Das ist er längst – und Frau Burchardt ist immer noch da. Die Erklärung für die Weiterbeschäftigung Frau Burchardts lieferte Lohmar in eben dieser Sitzung im November. Er wünsche sich sowieso einen stellvertretenden Geschäftsführer, um mehr Zeit zu haben, das BoFo auch überregional anpreisen zu können. Darf´s auch eine Geschäftsführerin sein?

Die neuesten Meldungen über das katastrophale Catering im BoFo erstaunen nicht. Abi-Bälle mit mehr als 500 Personen sollen, so ein Bericht im Südkurier, vor allem essenstechnisch nicht bewältigt werden können. Alles in allem: Ein klassischer Offenbarungseid zu Lasten der Konstanzer SteuerzahlerInnen.