Das Café Ukraine im Konstanzer Kula

Mit seinem vielfältigen Programm bringt der Kulturladen (kurz: Kula) in Konstanz unterschiedlichste Menschen zusammen, um gemeinsam Kulturveranstaltungen zu erleben. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine organisiert der Kula außerdem Hilfsprojekte für ukrainische Geflüchtete unter dem Motto #standwithukraine, mit dem er diesen einen erleichterten Einstieg in die Gesellschaft bieten möchte. Benjamin Kreibich erzählt im Interview von den unterschiedlichen Aktionen und Zukunftsplänen.

Wie alles begann.

Gestartet habe das Kula-Team am 02. März 2022 mit dem Sammeln von Sachspenden, die dann in die Ukraine geschickt wurden. Als wenig später die ersten Geflüchteten in Konstanz angekommen seien, hätten sich sogleich ukrainische Geflüchtete bei ihnen engagiert und mitgeholfen. „So ist ein Netzwerk und Kontakt zu den Leuten entstanden. Dann haben wir gemerkt, dass es gut ist, einen Treffpunkt zu haben“, so Kreibich. Gesagt, getan. Hand in Hand wurde nun das Projekt Ukraine-Café aufgebaut, das von da an jeden Sonntag mit Kaffee, Kuchen, Getränken und Säften im Kula als Raum der Begegnungen diente. Außerdem wurden dort Sachspenden für ukrainische Geflüchtete zur Verfügung gestellt, um ihnen eine Erstversorgung möglich zu machen.

„So hat es angefangen und dann war das ganz schnell einfach ein Treffpunkt, wo regelmäßig hundert bis hundertfünfzig Geflüchtete herkamen“, fährt Kreibich fort. Bis zum Sommer wurde das Café Ukraine dann fortgeführt. Aus den Begegnungen entstanden laut Kreibich zahlreiche Vernetzungen und viele Menschen hätten sich privat weitergetroffen. Dadurch sei aber auch die Nachfrage stetig geringer geworden.
Aus diesem Grund wurde auch das Projekt angepasst. Mittlerweile werden jeden Samstag von zwölf bis vierzehn Uhr im Dachgeschoss des Kula Sachspenden ausgegeben. Gehandhabt werde das Ganze ausschließlich von ukrainischen Menschen: „Die holen hier im Prinzip nur den Schlüssel ab, schließen oben auf und dann kommen die Leute, ohne dass wir da viel tun müssen.“

Die Zukunft: Projekt „Zusammen“

Über den gesamten Zeitraum und auch vor dem russischen Angriffskrieg habe sich der Kula ohnehin darum bemüht, Geflüchtete zu ihren Veranstaltungen einzuladen und eine Teilhabe zu ermöglichen. Das sei so gut angenommen worden, dass sie sich entschieden hätten, diese Richtung intensiver zu verfolgen.

Aus diesem Anlass heraus entstand das Projekt „Zusammen“, dass durch eine Förderung von rund 50.000 Euro des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Forschung Baden-Württemberg umgesetzt werden kann. Auch für die Leitung dieses Projekts seien vor allem zwei ukrainische Geflüchtete zuständig, die mittlerweile auch im Kula angestellt seien. Geplant sind Veranstaltungen, die gezielt ukrainische Künstler*innen und Musiker*innen sichtbar machen und so Aufmerksamkeit für die Kriegssituation generieren sollen. Beim baldigen Jahresabschluss des Kula am 26. Dezember soll das erste Mal eine ukrainische Band spielen: „Normalerweise war das immer eine lokale Band von hier, aber wir dachten, dieses Jahr wäre es ein schönes Zeichen, eine ukrainische Band auf die Bühne zu bringen.“ Ziel sei, im Schnitt eine ukrainische Band pro Monat zu engagieren. Aus diesen Events heraus würden dann auch Sachspenden engagiert, die in das Hilfsprojekt „Musicians Defend Ukraine“ fließen würden, das der Kula seit Mai 2022 unterstützt.

Wie können sich Menschen beteiligen?

Kreibich sieht den Erfolg der Projekte für ukrainische Geflüchtete vor allem in den vielen helfenden Händen. Nach wie vor würden sich Menschen engagieren und auch die Integration von Geflüchteten im Team des Kula sei stets problemlos verlaufen, da Team wie Gäst*innen zusammenhelfen würden, um eventuelle Barrieren zu überwinden. Konkret können sich Interessierte im Moment an den Projekten des Kula beteiligen, indem sie Sachspenden einreichen, wobei vor allem Winterkleidung und Herrenkleidung gesucht sind. Um zu spenden, am besten vorher im Büro des Kulturladen anrufen unter +49 7531 52954 oder eine E-Mail schreiben an info@kulturladen.de. Grundsätzlich ist das Büro des Kula von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, allerdings sichert eine vorherige Kontaktaufnahme ab, dass die Spenden sicher angenommen werden können.

„Ansonsten können die Leute auch unterstützen, indem sie zu Veranstaltungen kommen und ein ‚Zusammen‘ signalisieren“, betont Kreibich. Ein Miteinander sei ihnen sehr wichtig, damit alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft zusammen Kultur erfahren können.

Und was ist mit nicht-ukrainischen Geflüchteten?

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs wird von unterschiedlichsten Menschen immer wieder hervorgehoben, dass Geflüchteten aus der Ukraine eher geholfen werde als Geflüchteten aus Gebieten wie beispielsweise Syrien, Afghanistan oder dem Iran. Dieser Gewichtung liegen vor allem fremdenfeindliche und rassistische Einstellungen zu Grunde. Das wurde auch deutlich, als an verschiedenen Grenzen ausschließlich ukrainische Geflüchtete of Color aufgehalten wurden und nicht oder nur unter stark erschwerten Bedingungen ausreisen durften sowie in Deutschland gezielt Opfer von rassistischen Kontrollen und massiver Benachteiligung bei Hilfsangeboten wurden.

Da stellt sich an dieser Stelle die Frage: Warum Café Ukraine und nicht Café für alle Geflüchteten? Obwohl das Projekt von der Stadt Konstanz nur für ukrainische Geflüchtete ausgeschrieben ist und auch im Projektnamen des Cafés nur diese integriert sind, betont Kreibich, dass natürlich alle Geflüchteten willkommen seien. Er habe dies auch gegenüber Sozialarbeitenden aus Flüchtlingsunterkünften mehrfach deutlich gemacht, allerdings sei die Nachfrage eher gering gewesen.
Es bleibt an dieser Stelle also zu hoffen, dass das Projekt zukünftig auch im offiziellen Rahmen, also beispielsweise in der Übersicht der Stadt Konstanz, für alle Geflüchteten geöffnet wird, denn damit würde sicher auch der Zustrom wachsen!

Gleichzeitig biete der Kula verschiedene Angebote für Geflüchtete unabhängig von ihrem Herkunftsland, die eine kulturelle Teilhabe ermöglichen. Kreibich verweist hier zum einen auf die Kulturtafel des Kulturamts Konstanz. Dort würde für alle Veranstaltungen ein bestimmtes Ticketkontingent zur Verfügung gestellt, für das sich alle sozial Benachteiligten melden könnten und so Zugang zu Veranstaltungen erhalten würden. Außerdem stehe der Kula in engem Kontakt mit Flüchtlingsunterkünften und biete Geflüchteten grundsätzlich kostenlosen Eintritt zu Veranstaltungen an. „Das gibt es generell schon immer für Geflüchtete. Also ein Kulturangebot und kulturelle Teilhabe bieten wir schon immer an“, so Kreibich.

Kulturveranstaltungen sind für alle notwendig.“

„Uns geht es darum, Leute in unserer Gesellschaft zu integrieren und ein kulturelles Angebot zu schaffen, weil Kultur- und Musikveranstaltungen für alle notwendig sind“, erläutert Kreibich. Kultur und Musik würden Stress verringern und könnten zum Beispiel gegen Mangel einstehen. Als Kulturveranstaltende sei das der Rahmen, in dem das Kula-Team Leute unterstützen und ihnen das Gefühl von Ankommen geben könne. Genau das sei ihr Anspruch und Ziel für ihr Engagement für Geflüchtete.

Autor*in: Connie Lutz
www.seemoz.de