Demo gegen die Impfpflicht: Ein ziemlich wirrer Hauptredner

Vergangenen Samstag, 12.3., versammelten sich rund 400 ImpfgegnerInnen im Herose-Park, deutlich weniger als bei der letzten Demo. Unter dem Motto „Gegen die Impfpflicht“ waren einige Beiträge zu hören, die das umstrittene Thema durchaus angemessen und kontrovers beschrieben. Aber ein Redner sonderte in einem langen Beitrag Einschätzungen ab, bei denen sogar viele TeilnehmerInnen gequält die Augen verdrehten und kaum glauben konnten, was sie da zu hören bekamen.

Ab dem heutigen Tag (16.3.) gilt eine einrichtungsbezogene Impfpflicht für MitarbeiterInnen im Gesundheits- und Pflegebereich, deren flächendeckende Umsetzung allerdings noch strittig ist und bundesweit die Gerichte beschäftigt. Den 20.3. hat man zum „Freedom Day“ erklärt, ab dem die meisten Schutzmaßnahmen auslaufen sollen, aber auch in diesem Fall gibt es zwischen den Ländern unterschiedliche Auffassungen. Und über allem steht die allgemeine Impfpflicht – ebenfalls heftig umstritten.

Mehrere RednerInnen bei der Demo plädierten für eine „freie Impfentscheidung“ und forderten die sofortige Rücknahme aller Maßnahmen. So gesehen sei auch der anstehende „Freedom Day“ ein peinlicher Versuch, die massiven Verfehlungen der Politik zu kaschieren, denn die Schutzmaßnahmen hätten schließlich dazu geführt, eine ganze Gesellschaft über Jahre hinweg in Knechtschaft zu halten, und beabsichtige das wohl auch weiterhin.

Die Stimmung war eher gedämpft am Konstanzer Seerhein, denn die Veranstalter hatten wohl mit einer weitaus höheren Beteiligung gerechnet. Auch die benachbarten SchweizerInnen, die bei der letzten Demo fast durchweg auf Krawall gebürstet waren, fehlten. Und so musste mal wieder der gute Jan Hus herhalten, um den Widerstandsgeist der Anwesenden leidvoll zu unterfüttern. Hus, der Reformator, wurde einst vor den Toren Konstanz´ auf den Scheiterhaufen geführt, weil er sich den kirchlichen Dogmen widersetzte. So ähnlich, erklärte ein Redner sinngemäß, könne es den ImpfgegnerInnen der Neuzeit wohl auch bald gehen. Starker Beifall.

Dann kletterte Daniel Langhans auf die Bühne, Kommunikationstrainer aus Lindau. Sein ellenlanger Vortrag, der mit einer misslungenen Gesangszugabe endete, war starker Tobak und tauchte tief ab in das Gefühlsleben bekannter Verschwörungstheoretiker wie Xavier Naidoo oder Attila Hildmann. Nach einer Impfung, so Langhans, „sind unglaublich viele gestorben“. Alle, die daran zweifelten und weiterhin für eine Impfung einstünden, müssten umgehend „ für den Scheiß-Stich zur Verantwortung gezogen werden“.

Klar durfte auch der Verweis auf Bill Gates nicht fehlen, der hinter allem stecke und versuche, sich die Weltherrschaft zu sichern. Impfungen, schwadronierte Langhans, seien „Menschenversuche“ und auch Kinder würden „verdrahtet und versklavt“. Insgesamt gesehen handle es sich dabei um ein „Satanistenprojekt“, das angelegt sei, um „die Welt zu entvölkern“, gesteuert von „Geheimgesellschaften, die alles kontrollieren wollen“. Verunsicherter Beifall.

Anschließend zogen die ImpfgegnerInnen durch die Stadt und nur ein kleines Häuflein fand sich auf dem Herose-Park wieder ein für eine Abschlusskundgebung. Laut Polizeibericht habe es keine besonderen Vorfälle gegeben, auch von beabsichtigten Verbrennungen der WiderstandskämpferInnen wurde nichts bekannt.

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