Eidgenössisch kleinkariert

Der Kreuzlinger Gemeinderat hat beschlossen, das grenzüberschreitende Zeltfestival auf Klein Venedig nicht weiter finanziell zu unterstützen. Und das nach nur einem Jahr. Das war´s dann wohl mit der kulturellen Kooperation über die Grenze hinweg. Dem Gedanken der zumindest musikalischen Völkerverbindung dient die Entscheidung der Kreuzlinger EntscheidungsträgerInnen sicher nicht.

Für das wiederauferstandene Zeltfestival im vergangenen Juni hatte die Nachbarstadt noch 40 000 Franken locker gemacht. Damit, so der Tenor auch aus Kreuzlingen, rücke man kulturell wieder etwas enger zusammen. Nun aber hat der Kreuzlinger Gemeinderat Anfang Oktober den überraschenden Rückzug angetreten und mehrheitlich entschieden, sich an der weiteren Finanzierung des Festivals nicht mehr zu beteiligen. Das ist schade und kurzsichtig zugleich. Von Anfang an war klar, dass das kulturelle Pflänzlein nach sechsjähriger Pause eine Weile brauchen wird, bis es wieder sprießt wie zu früheren Zeiten.

Hauptsächlich mit den Stimmen aus der konservativen Ecke (FDP/EVP und SVP) drehten die Kreuzlinger RätInnen den Geldhahn Richtung Konstanz zu. Eine Vorstellung der besonderen Art lieferte vor allem der FDP-Abgeordnete Christian Brändli. Der hauptberufliche Schreinermeister monierte, mit dem Kreuzlinger Zuschuss unterstütze man lediglich die private Konzertagentur KoKo-Entertainment, die in Konstanz tätig ist. Das Geld, so Brändli weiter, solle besser den Kreuzlinger Vereinen zur Verfügung gestellt werden. Billige Heimattümelei zu Wahlkampfzeiten, denn noch in diesem Monat wird in der Schweiz gewählt und da macht es sich immer gut, wenn man vor dem Urnengang kräftig den eidgenössischen Acker düngt.

Der wackere Brändli aus Mostindien outete sich darüberhinaus als echter Kulturexperte. Wenn man einen privaten Konzertveranstalter subventioniere, erklärte der FDP-Mann erbost, könne man ebenso gut der (grenzübergreifenden Bierseligkeit) Oktoberfest finanziell unter die Arme greifen. Ein absurder Vergleich und somit möchte man am liebsten lauthals nach drüben rufen: Schreinermeister, bleib bei Deinen Sägespänen, denn ein Holzbock kommt selten allein.

Nun ist die Stadt Konstanz gefordert und muss sich entscheiden, ob sie auch ohne einen wankelmütigen Partner weiterhin am Zeltfestival auf Klein Venedig fest hält. Die ersten Reaktionen aus der Verwaltungsspitze stimmen optimistisch. Mag sein, dass der städtische Zuschuss erhöht werden muss. Aber das kann sich das verhältnismäßig reiche Konstanz leisten, denn nicht nur die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln über alle Maßen und könnten dazu beitragen, das Wachstum eines kulturellen Alleinstellungsmerkmals nach Kräften zu fördern.