Herrn Burchardts gesammeltes Schweigen

Bei der Gemeinderatssitzung Ende Juni griff Oberbürgermeister Uli Burchardt ganz tief in seine Munitionskiste. seemoz-Redakteur und LLK-Stadtrat Holger Reile habe mit seiner auf seemoz veröffentlichten Glosse über das Bodenseeforum wirtschaftlichen Schaden verursacht und seine kommunalpolitische Treuepflicht verletzt. Schwere Vorwürfe, die der Rathauschef bis heute nicht belegen kann.

Das war sogar denen zuviel, die ansonsten dem Stadtoberhaupt eher beipflichten. Eine Mehrzahl der Fraktionen äußerte ihr Unverständnis über die Vorgehensweise Burchardts und formulierte dementsprechende Erklärungen (seemoz berichtete mehrmals).

Viel Solidarität

Ebenso solidarische Adressen gab es von den Journalistenverbänden vor Ort. Auch die lokale Berichterstattung (Südkurier, dornroeschen und Singener Wochenblatt) ging in eine ähnliche Richtung, verbunden mit der Verwunderung darüber, dass Burchardt wohl nicht verstanden hat, was eine Glosse ist. Dann stieg überregionale Presse ein (Kontext, Neues Deutschland, taz) und berichtete darüber, wie der Konstanzer Oberbürgermeister versucht, einem seiner wenigen Kritiker einen Maulkorb umzulegen. Meist spöttische Kommentare, nicht nur auf seemoz, gipfelten in der Frage, wer hier eigentlich der Stadt Schaden zugefügt habe.

Der beratungsresistente Oberbürgermeister

Schon kurz nach Erscheinen der Satire, so eine interne Information aus dem Rathaus, soll Burchardt händeringend empfohlen worden sein, diese Attacke besser bleiben zu lassen. Denn damit, wurde ihm offensichtlich erklärt, setze er sich und die Stadt eventuell bundesweiter Lächerlichkeit aus. Wer den Text lese, käme bereits nach wenigen Sätzen zu der Überzeugung, dass es sich dabei zweifellos um Satire handle. Doch seine ausgeprägte Beratungsresistenz trieb den angriffslustigen Schultes zähnefletschend in die Offensive. Er wolle Reiles Beitrag juristisch prüfen lassen und behalte sich dementsprechende Schritte vor.

Bürgermeister Osner unterwürfig

Treu und tapfer zur Seite steht ihm dabei eigentlich nur noch Andreas Osner, SPD-Mitglied und Bürgermeister für Soziales und Kultur. Auch er war und ist der Meinung, dass die Kritik am Bodenseeforum „geschäftsschädigend“ sei. Seit geraumer Zeit prägt Osner eine fast schon devote Haltung gegenüber Burchardt, der seinen Chef öffentlich auch gerne „lieber Uli“ nennt. Der Linken Liste warf er bei einer Gemeinderatssitzung vor, sie würde bei ihrer Einschätzung über das Bodenseeforum immer nur „in den Rückspiegel schauen“ und das Projekt schlecht reden. Osners Auftritte nerven zunehmend auch seine Parteigenossen. Laut und vernehmlich fauchte kürzlich ein altgedienter SPD-Stadtrat: „Wenn der doch endlich mal die Klappe halten würde“.

Bei der letzten Gemeinderatssitzung am 13.7. wurde Uli Burchardt von LLK-Rat Holger Reile um Auskunft gebeten, was denn die Prüfung des satirischen Textes ergeben habe, denn schließlich seien mittlerweile einige Wochen ins Land gegangen. Burchardts dürre Antwort: „Ich schreib´ Ihnen“.