Investor Buffs williges Orchester

Hans Jürg Buff wird wohl rundum zufrieden sein: Die wichtigsten Entscheidungsträger für sein geplantes Wellness-Hotel auf dem Büdingen-Gelände heißen ihn herzlichst willkommen und nehmen vorab schon mal eine durchweg demütige Haltung ein. Und der Lokalchef der hiesigen Lokalzeitung glaubt anordnen zu können, worüber man in dieser Stadt diskutieren darf und worüber nicht. Eine kritische Betrachtung.

Bei der Gemeinderatssitzung im März trat Investor Buff so auf, wie man es von einem Unternehmer, der sich seiner Sache schon vor dem Anrücken der ersten Bagger ziemlich sicher ist, erwarten kann. Moderat im Ton, weitestgehend emotionslos, ansatzweise gönnerhaft, orientiert am Projekt, von dem er, das war deutlich heraus zu hören, zutiefst überzeugt scheint. Des öfteren fiel der Begriff „Re-Balance“, also Wiederherstellung des Gleichgewichts, das Hans Jürg Buff seiner zukünftigen Kundschaft aus dem Geldadel anbietet. Seiner Einladung „Jeder darf kommen“ werden bei einem Wochenpreis von rund 12 000 Euro wohl nur die wenigsten folgen können.

Gebündeltes Wohlwollen, meterdick aufgetragen, schlug ihm aus den Reihen der RätInnen entgegen. „Eine solide Geschichte, der Tourismus wird weiter wachsen“, erklärte CDU-Mann Manfred Hölzl. „Eine erfreuliche Entwicklung und großer Gewinn für Konstanz“, befand der Freidemokrat Johannes Hartwich. CDU-Urgestein Wolfgang Müller-Fehrenbach legte noch eine Schippe drauf und bezeichnete das geplante Gesundheitshotel als „Quantensprung“. Stadtrat Ewald Weisschedel von den Freien Wählern jubilierte begeistert in höchsten Tönen kurz darauf im Amtsblatt: „Durch das Vorhaben bekommt die Stadt eine neue Attraktion, es werden neue Arbeitsplätze geschaffen..“ Das alles wird Herr Buff gern gehört und gern gelesen haben.

Das Orchester seiner Unterstützer inklusive Entscheidungsträger ist durchweg prominent besetzt. Drei nicht unbekannte Posaunisten spielen dabei eine Hauptrolle. Bereits im Vorfeld lehnte sich Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, vom Projekt schier überwältigt, soweit aus dem Fenster, dass man Angst bekommen konnte, gleich stürze er kopfüber in die Tiefe. Und er nahm rund 80 000 BürgerInnen in Sippenhaft: „Ganz Konstanz“, tönte der Schultes noch vor Buffs Ausführungen im Rat via Südkúrier, sei „sich einig, dass es das richtige Konzept für Konstanz ist“. Mehr Honig ums Investorenmaul geht nicht. Da mochte auch Oberbürgermeister Uli Burchardt nicht zurückstehen und legte quer durch den Ratssaal seine bekanntermaßen wirtschaftsfreundliche Leimrute aus. Nach Buffs Vorstellung im Rat dankte Burchardt diesem höchst überschwänglich für sein Kommen und fügte, mit vor Scham geröteten Bäcklein fast schon entschuldigend hinzu: „Es gibt sicher Schöneres für Sie, als hier zu sein“. Es schien, dass sogar der so Umschmeichelte erstaunt oder gar leicht angewidert war ob derlei Anbiederung.

Bliebe noch der dritte im Bunde, der unvermeidliche Jörg-Peter Rau, dem Hörensagen nach immer noch hauptberuflich Lokalchef beim Südkurier. Er nahm sich in einem Kommentar die wenigen Kritiker des Projekts vor, bezichtigte sie einer „Kampagne“ gegen eine „Geschäftsidee, die im weiten Umkreis einmalig ist und der Stadt Aufmerksamkeit in ganz neuen Zielgruppen verleiht“. Doch damit nicht genug der journalistischen Kriechspur, einmal warm geschrieben, kennt der Mann kein Halten mehr. Buff, so Rau im sprachlichen Untertanengehabe, sei ein Mensch „aus Fleisch und Blut, der persönlich ins Risiko geht“ und diese Aufopferung habe es nicht verdient, „einen Investor persönlich zu diffamieren (….) oder den eigenen Sozialneid in einer Weise auszuleben, die die eigene Befindlichkeit über die Interessen des Gemeinwesens stellt“. Schäumend schob er zuchtmeisternd hinterher: „Für Kettensägen-, Kultur- und Klassenkampf ist das Büdingen das falsche Terrain“. Welches wäre denn das richtige für Herrn Rau? Vielleicht die millionenteure Mogelpackung Bodenseeforum, die er von Anfang an seiner Leserschaft als „Jahrhundertchance“ zu verkaufen versuchte?

Wie auch immer: Auch Raus Zeilen wird Hans Jürg Buff, diese Lichtgestalt aus Haut und Knochen, mit Vergnügen gelesen haben, ist ihm doch gänzlich unverhofft ein ehrenamtlicher PR-Spezialist für umstrittene Projekte zugeflogen. Sicher Anlass genug für den geschäftstüchtigen Eidgenossen, Rau für die Eröffnung des Gesundheitshotels, oder was das auch immer werden mag, großzügig mit auf die Gästeliste zu setzen. Dabei gibt es zwar keinen Schampus, denn laut Buff werden auf dem Gelände, „das absolut zuckerfrei sein wird“, keine alkoholischen Getränke gereicht. Auch recht, denn in diesen Kreisen steht man beim Kampf gegen den körperlichen Verfall eher auf angeblich vitalisierendes Büdingen-Wasser, das derzeit in der Mache ist. Resultat einer ersten labortechnischen Verkostung: Leicht fischig im Geschmack und ölig im Abgang.