Konstanzer Scala-Kino vor dem Aus?

Seit rund 60 Jahren steht das Scala-Kino mitten im Herzen der Stadt für ein engagiertes Programm und zeigt meist anspruchsvolle Filme, die in großen Lichtspielhäusern kaum mehr zu sehen sind. Mehrfach in den vergangenen Jahren wurde das kleine Kino mit seinen insgesamt 400 Sitzplätzen in drei Sälen für seine qualitativ hochstehenden Angebote ausgezeichnet.

2010 für sein hervorragendes Jahresprogramm, verliehen auch von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG), und letztmals geadelt 2014 vom Land und von der Bundesregierung. Doch die Konkurrenz auf dem heimischen Kinomarkt ist groß, denn gegen das kommerzielle Filmangebot des nahegelegenen Cinestar im Einkaufstempel Lago Shopping-Center kann das Scala wirtschaftlich auf Dauer nicht bestehen.

Und so scheinen die Tage für das nicht nur bei Konstanzern beliebte Kino mit dem nostalgischen Charme der 50er Jahre gezählt: Ende 2016 soll hier Schluß sein, denn die Besitzer der Immobilie wollen den Pachtvertrag mit dem Kinobetreiber nicht mehr verlängern. Seitdem klar geworden ist, dass die Kulturstätte einem dm-Drogeriemarkt, übrigens dem fünften in der Stadt, weichen soll, ist die Empörung groß. Die Kommerzialisierung der Konstanzer Innenstadt, so die allgemeine Kritik, schreite immer weiter voran und führe zu einer kulturellen Verödung in der größten Stadt am Bodensee.

In dieses Horn stößt auch der Konstanzer Theaterintendant Christoph Nix. Auf seine Initiative hin versammelten sich kürzlich viele Scala-Fans zum Bürgergespräch. Man war sich einig: Gegen den kulturellen Kahlschlag müsse man auf die Barrikaden gehen, denn ansonsten verkomme das Konstanzer Stadtzentrum völlig zur Spielwiese für profitorientierte Filialisten. Zwar stünde es um den Fortbestand des Scala nicht zum Besten, doch Nix gab dennoch die Devise aus: „Bevor die Baggerschaufeln nicht loslegen, ist es noch nicht zu spät, sich dagegen zu wehren“.

Der gebürtige Konstanzer und Filmregisseur Douglas Wolfsperger sieht das ähnlich. Mit dem Scala verbinden ihn viele Jugenderinnerungen: „Oft großes Kino, eine Tüte Popcorn, ein Stück Heimat eben“. Und etwas wehmütig schiebt er hinterher: „Eine traurige Entwicklung, nicht nur in Konstanz“. Wolfsperger plant nun, die kommenden Monate im Scala dokumentarisch mit der Kamera zu begleiten – vermutlich bis zum allerletzten Vorhang.

Mehr Infos zum Thema unter dem Stichwort Scala-Kino unter: www.seemoz.de