Nach der Wahl ist vor der Wahl

Grandioser Wahlsieg für die Grünen, krachende Niederlage für CDU und SPD, FDP und FWK stagnieren, JFK und LLK gewinnen dazu. Was heißt das für die Konstanzer Kommunalpolitik? Und: Kommendes Jahr bewirbt sich der noch amtierende CDU-Oberbürgermeister Uli Burchardt für eine zweite Amtszeit. Zeit also, sich ab sofort um einen geeigneten Gegenkandidaten oder eine Kandidatin umzuschauen.

Frenetischer Jubel bei den Grünen, die nochmal drei Sitze dazugewinnen konnten und nun mit 13 RätInnen im neuen Konstanzer Stadtparlament vertreten sind. Hängende Köpfe bei der SPD, die von sieben auf fünf Sitze schrumpfte und mit rund 12 Prozent das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten eingefahren hat. Fast bodenloses Entsetzen vor allem aber bei der örtlichen CDU, die ebenfalls zwei Sitze verloren hat und nur noch sieben Mandate erringen konnte – allesamt Männer.

Für die Christdemokraten, deren stockkonservativer Fraktionschef Roger Tscheulin höchst umstritten ist, kommt das in jeder Hinsicht einem Desaster gleich. Sabine Feist, eine engagierte Kommunalpolitikerin, ist nicht wieder angetreten. Rausgekegelt wurden mit Matthias Heider und Joachim Filleböck außerdem zur Überraschung vieler zwei Räte, die der CDU ein eher liberales Gesicht gegeben hatten und ihr auch fehlen werden. Auffällig zudem bei den Konservativen: Mit Daniel Groß und Marcus Nabholz sitzen zwei CDU-ler im neuen Rat, die ihre Stimmen überwiegend ihrer Popularität in Fasnachtskreisen zu verdanken haben und sich durch bräsige Heimattümelei auszeichnen. Die Konstanzer CDU dreht sich orientierungslos im Kreis und verwaltet die Restbestände der Rückwärtsgewandten.

In rund einem Jahr wird ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Gerne, so hört man des öfteren, darf es auch eine Oberbürgermeisterin sein. Burchardt tritt erneut an, hat er schon vor Monaten erklärt, denn sein Herz „blutet für Konstanz“. Die Kräfteverhältnisse im Konstanzer Rat haben sich verschoben, und das gibt Raum für Alternativen im kommenden OB-Wahlkampf. Der neoliberal-konservative Bürgerblock aus CDU, FDP und FWK, allesamt Unterstützer von Burchardt, kam insgesamt auf nur noch 15 Sitze, darunter gerade mal eine Frau, das liberal-linke Lager, bestehend aus FGL, SPD, JFK und LLK hat mit 25 Sitzen die klare Mehrheit. Können und wollen diese fünf Fraktionen nach einem gemeinsamen Kandidaten oder einer Kandidatin Ausschau halten? Der Countdown läuft.

Auch Burchardt weiß, dass es eng werden könnte für ihn. Durch nachhaltige Politik, die er bei seinem Amtsantritt 2012 vollmundig versprochen hatte, hat er sich nicht ausgezeichnet und seine damalige Machtbasis ist ihm zunehmend abhanden gekommen. Also was tun? Kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses soll ihm ein ehemals wohlgesinnter Kommunalpolitiker geraten haben, umgehend aus der CDU auszutreten, denn mit Verlierern ließe sich kein erfolgversprechender Wahlkampf führen.