zu „Männerfreundschaften“

Zwei Männer, die Stadt und das Akkordeon: Ein Film über Freundschaft, über Konstanz, über eine ungewöhnliche Art zu leben? Gewiß, aber auch eine Menge mehr – wenn man wollte: Das Porträt, das Holger Reile, freier Journalist aus Konstanz, und Felix Kuballa, WDR-Redakteur von Winfried und Horst erstellten, konnte einem zu denken geben. Da waren diese beiden Männer, belächelt wohl von den meisten, beargwöhnt vielleicht auch. Männer, die den Gesetzen des Systems nicht gehorchen wollen, die andere Prioritäten gesetzt haben.

Reile und der zweifache Adolf-Grimme-Preisträger Kuballa rückten ihnen für ihren Film „Männerfreundschaften“, ausgestrahlt innerhalb der WDR-Reihe „Deutsche Paare“, mit der Kamera fast schon indiskret nahe; doch auf diese Art ließ sich ihre Art zu leben am besten miterleben: Gemeinsam mit Winfried schieben wir bei Hertie die Einkaufswagen zusammen und befestigen Preisschildchen auf Milchtüten; wir blicken Horst über die Schulter wenn er auf Schatzjagd geht und Mülltonnen durchstöbert.

Reile und Kuballa verzichteten auf jeden Kommentar: den besorgten die beiden Protagonisten selbst: In einfachen, aber ungemein überzeugenden Worten schilderten sie, was sie vom Leben erwarten, was sie sich erträumen; richtiger gesagt: Horst schilderte seine Träume „Eine halbe Million bekommen und eine große Reise machen“; denn Winfried findet alles, wie es ist, in Ordnung – er erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens zur Genüge. Seit dreißig Jahren kennen sich die beiden bereits, genauso lange sind sie wohl befreundet; ein merkwürdiges„ ein verrücktes Paar? (Südkurier 1990)