Scala-Film: Bürgermeister „entsetzt“

Der Filmemacher Douglas Wolfsperger war einige Tage mit der Kamera in Konstanz unterwegs, um seine Dokumentation über das Scala-Kino fertigzustellen. Neben Menschen, die die baldige Schließung des traditionsreichen Filmpalasts bedauern, sollen auch jene zu Wort kommen, die der Weiterführung des Kinos von Anfang an keine Chance gaben – wie zum Beispiel Kulturbürgermeister Andreas Osner (SPD). Doch der verweigerte ein Interview.

Ursprünglich hätte er schon wollen, teilte er per Mail Wolfsperger mit, die er auch an alle Fraktionen im Gemeinderat verschickte. Aber dann habe man ihm erklärt, dass die Aufnahmen eventuell etwas länger dauern könnten und da fehle ihm, dem terminlich völlig ausgelasteten Bürgermeister, einfach die Zeit. Außerdem habe sich ja Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) bereits vor der Kamera zum Thema geäußert, und er, der Überbeschäftigte, teile sinngemäß die Auffassung seines Dienstherren, dass das Scala aus vielerlei Gründen nicht zu retten gewesen sei.

Vor allem aber ist Osner „geradezu entsetzt“, was Wolfsperger bei einem Interview mit dem Südkurier zur Debatte um das Scala gesagt habe. Der Filmemacher kritisierte darin unter anderem die Entscheidung des Gemeinderats, der es ablehnte, seine Dokumentation nicht mit einer höheren Geldsumme zu bezuschussen und hielt sich auch sonst mit Kritik an einigen MandatsträgerInnen nicht zurück. Andreas Osner befürchtet deshalb, der Film könne es an Ausgewogenheit fehlen lassen. Hier seine Absage im Wortlaut:

 

Sehr geehrter Herr Wolfsperger,
Sie haben mich um ein Interview für Ihr Filmprojekt „Scala-Kino an der Marktstätte“ gebeten. Ursprünglich wollte ich Ihrer Bitte sehr gern nachkommen, doch von meiner Referentin erfuhr ich, dass Sie ein Gespräch über zwei bis drei Stunden führen möchten. Für ein so langes, ausführliches Interview stehe ich allein aufgrund meines Kalenders nicht zur Verfügung. Meines Wissens hat es auch bereits vor der Sommerpause ein O-Ton-Interview mit Oberbürgermeister Burchardt gegeben. Ich kann Ihnen versichern, dass die Haltungen des Oberbürgermeisters und des Kulturdezernenten in dieser Frage absolut deckungsgleich sind.

Darüber hinaus war ich vom Inhalt und Stil Ihres am 19.09.16 im Südkurier veröffentlichten ausführlichen Interviews geradezu entsetzt. Wer Ihre darin gemachten Aussagen aufmerksam liest, muss Zweifel haben, ob Sie mit Ihrem Filmprojekt tatsächlich eine ausgewogene, sachliche Dokumentation der Begebenheit vorhaben. Die Wortwahl und v.a. persönlichen Attacken gegen namentlich benannte Akteure, die nicht Ihre Auffassung teilen, lassen anderes vermuten. Daher sehe ich keinen Mehrwert durch meine Beteiligung – weder für die Konstanzer Stadtgesellschaft noch für Ihr Filmprojekt.

Ich bitte Sie herzlich um Verständnis, dass ich unter diesen Bedingungen für weitere Interview-Anfragen Ihrerseits nicht mehr zur Verfügung stehen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Andreas Osner
Bürgermeister