Steht das Bodenseeforum vor dem Aus?

Selbst hartnäckigste Verfechter der Konstanzer Verwaltung scheinen aufgewacht und basteln an einer Notbremse: Die neuesten Daten für das Konstanzer Bodenseeforum (BoFo) weisen steil nach unten – jetzt wird sogar über einen Teilverkauf nachgedacht. Fünf Szenarien kommen auf den Tisch, wenn sich am 9.10. der BoFo-Betriebsausschuss trifft, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Schlußendlich entscheidet der Gemeinderat am 25.10. über das Fass ohne Boden.

 

Wenn kommenden Dienstag die 15 Ausschuss-Mitglieder im Ratssaal zusammentreten, werden Geschäftsführer Jochen Andrew Lohmar oder Mitarbeiter seines Führungskreises ernüchternde Zahlen präsentieren: Was KritikerInnen immer schon vorhersagten, wird im Quartalsbericht II/2018 schwarz auf weiß dargestellt: Die Ergebnisse im 2. Quartal liegen um 646.000 Euro hinter dem ohnehin schon pessimistischen Planungsansatz zurück. Zum Ende des Jahres dürfte sich damit das Minus für das Millionengrab auf weit über 1,8 Millionen belaufen.

Der Geschäftsführer, den man übrigens auch schon länger nicht mehr gesehen hat, verweist in seinem schriftlichen Bericht auf etliche abgesagte Veranstaltungen (die meisten Veranstalter entschieden sich für andere Tagungsorte) und bekennt, „dass sich die Akquise von Veranstaltungen schwieriger gestaltet als geplant“. Einziger Lichtblick aus Lohmars Sicht: Das zweite Halbjahr sei stets ertragreicher für den Veranstaltungsbetrieb als das erste. Aber das haben wir auch schon häufig gehört und nicht geglaubt.

Fünf Szenarien: vom Verkauf bis zum „Weiter so“

Die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung scheuen sich jetzt nicht mehr, sogar über einen Ausstieg aus dem „Jahrhundert-Projekt“ nachzudenken. Unter den fünf Alternativen, die dem Ausschuss am Dienstag vorgelegt werden, ist auch von einem „Verkauf des Teileigentums an der Immobilie“ die Rede. Im einzelnen sollen diese Lösungsansätze überprüft werden:

?Szenario 1: Weiterführung des Hauses im Hochpreis- und Hochqualitätssegment.
?Szenario 2: Weiterbetrieb des Bodenseeforums als Tagungs- und Veranstaltungshaus mit einem Angebotsportfolio im Sinne einer „Stadthalle“,vergleichbar mit dem Radolfzeller Milchwerk, der Stadthalle Singen oder der Inselhalle Lindau.
? Szenario 3: Verkauf des Teileigentums an der Immobilie Reichenaustraße 21.
?Szenario 4: Vergabe des Nachbargrundstückes mit der Vorgabe, dort ein Hotel einschließlich eines Konzertsaales zu entwickeln und dieses gemeinsam mit dem Bodenseeforum zu betreiben.
?Szenario 5: Betrieb des Bodenseeforums in seiner jetzigen Form einschließlich einer neu zu realisierenden Gastronomie auf dem Nachbargrundstück.

Wieder sollen es „externe Berater“ richten

In einem aber bleibt sich die Verwaltung treu: Wieder einmal will man sich in einer Klausurtagung abstimmen, aber wieder einmal sollen „externe Berater“ hinzugezogen werden, die aus den fünf Szenarien mindestens drei Vorschläge für den Gemeinderat zimmern sollen. Und wieder einmal muss dafür kräftig gelöhnt werden – „vorläufig“ werden die Beratungskosten mit 150.000 Euronen veranschlagt – damit dürfte sich die Verlustsumme in diesem Jahr auf fast zwei Millionen erhöhen.

Im Laufe des kommenden Frühjahrs sollen erste Ergebnisse vorliegen, voraussichtlich im Juli 2019 will dann der Gemeinderat endgültig über die Zukunft des Forums entscheiden. Bis dahin aber wird es einen neuen Businessplan für das BoFo geben, bis dahin werden weitere Millionen versenkt werden müssen, bis dahin geht das Trauerspiel, vor dem weitsichtige Gemeinderats-Mitglieder, vornehmlich aus Reihen der Linken Liste, immer schon gewarnt haben, weiter. Und auch seemoz steht vor einem Debakel: Es macht wirklich keinen Spaß, jetzt bestätigt zu bekommen: Das haben wir immer schon geschrieben.

hpk – www.seemoz.de