Die vergessene Nummer 10

Er spielte beim FC Bayern mit Fußballgrößen wie Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Franz „Bulle“ Roth oder Sepp Maier. Er holte Titel, galt als begnadeter Techniker und stand kurz vor einer internationalen Karriere. Doch der Ruhm stieg ihm zu Kopf und danach ging es nur noch bergab. Die Rede ist von Dieter „Kuli“ Koulmann, dessen Name wohl nur noch wenigen ein Begriff sein wird. Gerd Zahner erinnert in seinem neuen Stück an ihn.

Dieter Koulmann, 1939 geboren in Blumberg, galt schon als 19-jähriger, damals kickte er noch beim TUS Blumberg, als Ausnahmetalent. Ein filigraner Linksfuß, ausgestattet mit allen Fähigkeiten, die einen Spielmacher auszeichnen. Der finanzstarke SC Schwenningen sicherte sich seine Dienste, wo er ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterließ. Es dauerte nicht lange und Zlatko „Tschik“ Cajkovski, damals Trainer des aufstrebenden FC Bayern, holte Koulmann für die Saison 1963/64 nach München. Ein Quantensprung für den Jungstar aus dem Landkreis Donaueschingen. Weg aus der beschaulichen Provinz und hinein in die brodelnde bayrische Metropole mit all ihren Verlockungen. Hier war für die damalige Zeit schon viel Geld zu verdienen und das Tor für eine glänzende Karriere stand weit offen für Dieter Koulmann.

Er nutzte diese Chance, war von Anfang an Stammspieler mit der legendären Rückennummer 10 und stieg mit dem FC Bayern 1965 in die Bundesliga auf. Zwei Jahre später dann gewann er mit seiner Mannschaft vor 70 000 Zuschauern in Nürnberg das Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger gegen die favorisierten Glasgow Rangers aus Schottland. Koulmann zog im Mittelfeld intelligent die Fäden und gehörte zu den stärksten Spielern auf dem Feld. Der erste große internationale Titel für den FC Bayern, fast 100 000 feierten ihr Team einen Tag später auf dem Münchner Marienplatz. Auch Koulmann stand auf dem Balkon des Rathauses und stemmte freudestrahlend den begehrten Pokal in die Höhe. Für Kenner der balltretenden Szene war klar: Das konnte nur der Anfang sein für weitere Triumphe auf der internationalen Fußballbühne. Und mittendrin der Junge aus dem Schwarzwald.

Doch es kam anders für Koulmann. Rund ein Jahr später nach dem Europapokalsieg wurde er zu den Offenbacher Kickers verkauft, vermutlich wegen einer Liebschaft mit der Tochter des mächtigen Club-Managers Robert Schwan. Anschließend wechselte er zum MSV Duisburg und landete schlußendlich bei den unterklassigen Teams des FC Singen und der DJK Konstanz im Amateurbereich. Während seine alten Münchner Kollegen den europäischen Fußball eroberten, kickte Koulmann am Wochenende nun wieder in der Schwarzwald Bodensee-Liga gegen Mannschaften wie Biberach, Ebingen oder Tailfingen. 1972 beendete er seine Karriere, sieben Jahre später erlag er im Alter von gerade mal 39 Jahren in der Dachkammer seines Geburtshauses in Blumberg einem Herzinfarkt. Die letzten Jahre war er als Hilfsarbeiter bei der Weberei Lauffenmühle in Blumberg beschäftigt und hielt sich mehr schlecht als recht über Wasser. Wie kam es zu diesem plötzlichen Bruch in seiner glanzvollen Karriere? Was war passiert?

Diese Frage hat Gerd Zahner lange beschäftigt. Der mittlerweile bekannte Autor vieler Theaterstücke (u.a. „Flüsterstadt“, „In den Wiesen der Aach“, „Abgefahren Romer“), machte sich auf Spurensuche. Er sprach mit alten Freunden und Bekannten, die teilweise mit Koulmann aufgewachsen waren. Daraus entstanden ist ein Monolog mit dem Titel „10 Plus. Kette und Schuss“. Darin beleuchtet Zahner, verrät die Medieninformation zum Stück, „die Schattenseiten der `schönsten Nebensache der Welt` (…) und zeichnet ein Bild von Einsamkeit, Alkohol und Gesichtsverlust.“

Nachtrag: FCB-Präsident Uli Hoeneß hat die Einladung des Theaters zum Besuch der Premiere abgelehnt.

Nach der erfolgreichen Premiere am 19.6. wird das Stück am 29.6. nochmal aufgeführt. Ort: Radsporthalle Konstanz, Salesianerweg 7, Beginn: 20 Uhr. Kartenvorbestellung: PresseTheater@konstanz.de oder telefonisch über 0049-7531-900 106