Eine Frage des politischen Gespürs

Diese Personalentscheidung sorgt für Aufregung in der Stadt: Kaum ist der amtierende Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt von seiner Frau Barbara Burchardt rechtskräftig geschieden, bekommt sie einen Beratervertrag für das schlingernde Bodenseeforum. Die Meinungen dazu klingen nicht eben positiv und emotionale Debatten waren vorprogrammiert. So begibt man sich fahrlässig in Erklärungsnot

Dass der spontane Entschluss, die Ex-Frau des Oberbürgermeisters mit einem gut dotierten Vertrag für das Bodenseeforum auszustatten, auch zu hämischen Kommentaren führt, war abzusehen. Das aber haben sich der oder die Entscheidungsträger im Rathaus in diesem äußerst heiklen Fall selbst zuzuschreiben. Und da kann man es durchaus verstehen, wenn aus fast allen Ecken der Stadt zu hören ist: „Sowas macht man eigentlich nicht“ und auch herber Spott („Amigoaffäre am Bodensee“ oder „Postfamiliäres Arbeitsbeschaffungsprogramm“) heftig ins Kraut schießt.

Burchardt ein beratungsresistenter Rathauschef, der seine Macht überschätzt und dessen Trennungslinie zwischen Privatem und Beruflichem oft unscharf gezogen ist? Noch nicht allzulange ist es her, da holte er sich die langjährige FGL-Stadträtin Charlotte Biskup, mit der er überaus freundschaftlich verbunden ist, als Mitarbeiterin in sein Büro. Im Vorfeld soll er in kleinerer Runde geäußert haben: „Ich will Charlotte haben“. Und er bekam sie auch.

Nun die Ex für das Bodenseeforum, dessen Schräglage den Oberbürgermeister mächtig umtreibt. Das habe man, so Interimsgeschäftsführer Friedhelm Schaal auf Anfrage, „mit dem Rechnungsprüfungsamt geklärt“. Die Entscheidung für Barbara Burchardt sei rechtlich „unkritisch“, denn aufgrund der aktuellen Situation habe man „kurzfristig“ reagieren müssen, um weiteren finanziellen Schaden zu vermeiden. Somit sei auch eine Ausschreibung für den Job nicht zwingend gewesen. Außerdem habe der Oberbürgermeister damit rein gar nichts zu tun, so Schaal, denn Ansprechpartner für Frau Burchardt sei auschließlich er. Da wiederum bewegt sich Schaal auf dünnem Eis, denn schließlich ist er als Amtsleiter Burchardt gegenüber weisungsgebunden. Und wer mag schon ernsthaft daran glauben, dass im Vorfeld keine konkreten Gespräche zwischen Burchardt Uli und Burchardt Barbara stattgefunden haben? Wohl keiner.

Der Beratervertrag läuft solange, bis mit Unterstützung eines Headhunters ein neuer Geschäftsführer gefunden ist. Das kann sich noch monatelang hinziehen. Über die Höhe des Honorars für Frau Burchardt schweigt sich Schaal aus. Nur soviel: „Es liegt im mittleren Bereich“. Eine schwammige Aussage, sicher aber ist: Um Nasenwasser handelt es sich keinesfalls.