Heimvorteil für CDU-Kandidat Andreas Jung

Die Naturschutzverbände BUND und NABU laden am 6. September zu einer Podiumsdiskussion ins Radolfzeller Milchwerk ein. Doch mit Andreas Jung (CDU) darf nur ein Kandidat aus dem Wahlkreis Konstanz dort Platz nehmen und für sich und seine Ziele werben, die anderen Bewerber vor Ort bleiben außen vor. Das wirft Fragen auf.

Das Podium sei „hochkarätig“ besetzt, lässt der BUND in seiner Einladung jubilierend wissen. Sogar „Die Bundesvorsitzenden der Naturschutzverbände BUND und NABU reisen dafür extra an“. Im neuen Bundestag, heißt es in der Pressemitteilung weiter „müssen die Belange von Umwelt und Naturschutz stark vertreten sein“. Das umso mehr, da die aktuelle Bundesregierung bei der Energiewende „kräftig auf die Bremse getreten“ habe. Es herrsche diesbezüglich „Stillstand statt Aufbruch“ und dadurch seien „die Klimaziele in sehr weite Ferne gerückt“. So weit, so gut.

Für die Veranstaltung werden von den im Bundestag vertretenen Parteien allerdings BewerberInnen herbeigekarrt, die im Wahlkreis Konstanz wohl kaum ein Mensch kennt. Beispielsweise die SPD-Kandidatin Rita Schwarzelühr-Sutter aus dem Wahlkreis Waldshut, dazu die Linke-Kandidatin Claudia Haydt aus dem Bodenseekreis und Oliver Krischer, MdB der Grünen aus dem Wahlkreis Düren (!). Da darf natürlich der Platzhirsch vor Ort, CDU-MdB Andreas Jung, dessen Öko-Kurs in den vergangenen Jahren oft sehr fragwürdig war, nicht fehlen.

Was hat sich der BUND nur dabei gedacht, lediglich dem hiesigen CDU-Kandidaten die Chance zu bieten, sich den interessierten BesucherInnen zu präsentieren? Denn das ist nichts anderes als eine klare und auch unverschämte Bevorzugung eines Bewerbers. Jungs Konkurrenten – Tobias Volz (SPD), Simon Pschorr (Linke), Martin Schmeding (Grüne) und Tassilo Richter (FDP) stellt man somit in den Senkel. Das dürfte denen eigentlich nicht gefallen. Oder nehmen sie es klaglos hin, dass man sie wie ahnungslose Schulbuben abkanzelt und mit Nichtbeachtung bestraft? Es müsste doch deren ureigenes Interesse sein, gegenüber den WählerInnen in ihrem Wahlkreis zu wichtigen Umweltfragen Stellung zu beziehen und das nicht ParteifreundInnen zu überlassen, die ziemlich sicher nicht wissen, wo vor Ort genau die Probleme liegen und der Schuh drückt. Immerhin, erklärt der BUND, freue man sich „auch über spontane Gäste ohne Anmeldung“.

Manchmal muss man sich schon fragen, was Veranstalter von Wahlkampfterminen so umtreibt. Beispiel Reichenau: Der dortige Gewerbeverein hatte Anfang August die vier Bundestagskandidaten Volz, Jung, Schmeding und Richter zu einer Podiumsdiskussion geladen, bei der unter anderem die Themen Europa, Gesundheit, Bagatellgrenze und Verkehr zur Sprache kamen. Der Kandidat der Linken, Simon Pschorr, wurde nicht dazu gebeten. Joachim Sauer, Vorsitzender des Reichenauer Gewerbevereins, hatte dazu eine hanebüchene Erklärung parat. Man habe, war im Südkurier zu lesen, „bewusst nur die Vertreter der vier Parteien aus der politischen Mitte eingeladen worden seien. Den Extremen ganz rechts und ganz links solle kein Podium geboten werden“. Somit stellte Sauer den Linken-Bewerber Pschorr auf die gleiche Stufe wie den ebenfalls nicht eingeladenen AfD-Kandidaten Walter Schwaebsch. Ein starkes Stück. Treffend kommentierte daraufhin ein Südkurier-Leser, auf der Reichenau herrsche wohl zuweilen gesundheitsgefährdender Sauerstoffmangel.