Wann Lutzt es wieder?

Seit Stefan Lutz vor rund sieben Jahren beim „Südkurier“ den Posten des Chefredakteurs übernommen hat, wird das Blatt regelmäßig mit Preisen überhäuft. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat das Medienhaus Südkurier offenbar einen besonders guten Ruf. Geht es ausschließlich um Qualitätsjournalismus oder gibt es dafür eine zusätzliche Erklärung?

„Der Südkurier will jeden Tag ein guter Freund sein“, schrieb Kontext-Redakteur Josef-Otto Freudenreich kürzlich. Lutz und Co fühlten sich eng der Heimat verbunden, so der Stuttgarter Kollege weiter und verwies süffisant auf einige nicht unwichtige Adressaten der Leserschaft: „Allen soll es gut gehen, insbesondere dem Handel und Gewerbe, dem Standortsicherer, für den sich das Heimatblatt, nach eigener Aussage, unablässig einsetzt“.

Die Heimattümelei nahm rasant Fahrt auf, als Stefan Lutz 2009 von der „Bild“-Zeitung als neuer Chefredakteur zum „Südkurier“ wechselte. Er fand eine Situation vor, mit der alle Regionalblätter seit Jahren zu kämpfen haben: Anzeigen- und Aboverluste, verbunden mit massiven Sparmaßnahmen, die nicht gerade dazu beitragen, die Qualität einer Tageszeitung zu festigen. Was also tun, um zumindest die verbliebenen LeserInnen bei der Stange zu halten und sie davon zu überzeugen, dass täglich ein besonders wertvolles Produkt in ihrem Briefkasten liegt?

Lutz war kaum ein Jahr im Amt, da wurde der „Südkurier“ für sein Relaunch-Konzept von der KAS 2010 als Gewinner des Deutschen Lokaljournalistenpreises geadelt. Klar, dass die Chefredaktion die Auszeichnung mit Freuden entgegen nahm, stolz war wie Bolle und damit hausieren ging. Zwei Jahre später gab es von der KAS erneut einen Preis, diesmal in der Kategorie Geschichte für das „Südkurier“-Projekt „Geheimnisse der Heimat“. 2014 tauchte der „Südkurier“ wieder als Preisträger auf und 2015 gleich nochmal, prämiert für seine Serie „Heimathelden“. Eine doch auffällige Häufung, die in der Branche zunehmend für Aufsehen sorgte und Fragen aufwarf.

Da lohnt sich doch ein Blick auf die Seite der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dort bekommt man auch Auskunft über die Zusammensetzung der Jury, die darüber bestimmt, wer im Bereich „Vorbildliches für den deutschen Lokaljournalismus“ alljährlich von der KAS ausgezeichnet wird. Überraschung: Darunter befindet sich auch Erwin Lutz, der Vater von Stefan Lutz. Lutz senior war 23 Jahre lang Chefredakteur der Neuen Presse in Hannover und spielt in der KAS-Jury eine tragende Rolle. Will heißen: Martin Lutz stimmt darüber mit ab, ob der Arbeitgeber seines Sohnes Stefan Lutz mit dem begehrten Journalistenpreis bedacht wird. Früher nannte man derlei dreistes Vorgehen Vetterleswirtschaft.

Übrigens: Die Abgabefrist für den Lokaljournalistenpreis 2016 läuft. Ob der „Südkurier“ wieder auf das KAS-Siegerpodest klettern darf, ist noch nicht entschieden. Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu erfahren war, liebäugelt Stefan Lutz damit, für die Kategorie „Investigative Recherche“ Michael Lünstroths Texte über das Scala-Kino einzureichen. Papa wird’s dann schon richten.