Nix bleibt nun doch in Konstanz

Christoph Nix, Intendant des Konstanzer Stadttheaters, hat sich heute entschieden: Er geht nicht nach Trier, wo er sich für den Posten des Kulturdezernenten beworben hatte. Im Konstanzer Rathaus soll ob des Verbleibens von Nix orkanartiger Jubel ausgebrochen sein, fühlt man sich doch dem Impressario herzlichst verbunden. Hier die Begründung von Nix, frei nach Herbert Achternbuschs Motto: Ich liebe diese Stadt und bleibe so lange, bis man es ihr anmerkt. Gut so.

„Die Stadt Trier gehört zu den schönsten Städten im deutschsprachigen Raum und es ehrt mich, dass mich Vertreter unterschiedlicher politischer Strömungen angesprochen haben, dort als Kulturdezernent eine Bewerbung abzugeben. Diesem Ruf bin ich gerne gefolgt.

Trier ist die Mutterstadt von Oswald von Nell-Breuning (1890-1991) und von Karl Marx (1818-1883). Zwei Menschen, die sich auf die Suche begeben haben, den Armen und Gedemütigten eine Zukunft geben zu wollen oder anders ausgedrückt die alte Frage stellten: „Wie wollen wir leben?“ Die Christliche Soziallehre, aber auch die Gedanken des Trierer Juden Karl Marx sind geprägt vom Willen guter mitmenschlicher Verhältnisse. Das ist ein Erbe, das verpflichtet, mehr noch als alle Machtphantasien des Kaiser Augustus.

Der Alltag aber will gelebt sein, die Krise um das Theater in Trier, die Bewältigung einer humanen Ausländerpolitik, die Sicherung der Rettungsstelle, ein gutes Standesamt, die Bewältigung der kommunalen Finanzen brauchen kommunale Wahlbeamte, die transparent und qualitätsvoll ihre Arbeit verrichten und der kommunalen Demokratie ein gutes Gesicht verleihen.

Gelingt dies, so ist Demokratie in der Kommune ein Garant wider die einfachen „Wahrheiten“, gegen populäre Parolen und „einfache Lösungen“. Eine solche Arbeit bereitet mir Freude und deshalb war meine Bewerbung von einer großen Ernsthaftigkeit geprägt. In meinem Alter spielt man nicht mehr mit vielen Alternativen.

Die Mehrheitsfraktion der CDU in Trier hat derzeit zwei Kandidaten aufzuweisen. Mitglieder der Grünen Fraktion (Teil einer Verantwortungsgemeinschaft) haben mir angedeutet, auch anders votieren zu wollen. Ebenso bin ich in der Presse in Trier und in vielen Voten von BürgerInnen dankbar begrüßt worden. Meine Qualifikationen wurden gelobt als Jurist mit kommunalpolitischer Erfahrung, erfolgreicher Theatermacher, Ausländerrechtsexperte und Rettungssanitäter.

Der Oberbürgermeister der Stadt Trier ist ein freundlicher und kluger, ein pragmatischer Kopf und er braucht Beigeordnete, die seine Sacharbeit tragen, unterstützen und tatkräftig mitverantworten.

Politik bedeutet Risiko und die Fähigkeit das Verlieren aushalten zu können. Diese Eigenschaften habe ich. Aber Trier braucht im Moment einen oder eine, der Wunden heilt, die Idee des Theaters, der Museen und der freien Kultur auf breiter Basis entwickelt und keinen Kandidaten, der in einer knappen Kampfabstimmung gewinnt.

In der offiziellen Kommunalpolitik in Konstanz wird unsere gute Theater- und Kulturpolitik nicht immer geachtet. Es gibt administrative Entscheidungen, an denen wir nicht beteiligt werden (Gutachten z.B.). Aber es gibt in Konstanz auch eine ungeheure Sympathie von Bürgerinnen und Bürgern, die in den letzten Tagen, in Dutzenden von Briefen und Mails an den Oberbürgermeister und mich, dazu aufgefordert haben, meine Theaterarbeit fortzuführen. Erst gestern haben die „Theaterfreunde“ dringend darum gebeten und auch die Mitarbeiter und Sprecher des Ensembles eindringlich verlangt, dies zumindest noch eine Weile fortzusetzen. Mit diesem Zuspruch hatte ich so nicht gerechnet.

Die Perspektive Trier ist verführerisch. Sie ginge für mich über sechs Jahre hinaus. Ich habe in den Vorbereitungen zu den Fraktionsgesprächen in Trier am 2. März einen konkreten Ablaufplan erhalten. Eine verlässliche Auskunft aus der Verwaltung, wie sich im Einzelnen der Status des Kulturdezernenten in der konkreten Ausstattung des Dezernates darstellt, war nicht möglich, da der Sachbearbeiter im Urlaub ist. Auch ein Gespräch mit dem Oberbürgermeister, als wichtigster Bezugsperson, sowie mit dem Kämmerer war nicht möglich. Damit blieb auf meiner Seite zu viel Unsicherheit für eine professionelle Entscheidung.

Ich muss mich aber jetzt entscheiden, damit ein Rückzug genügend Raum für die Trierer Politik lässt. In Konstanz wird dennoch vieles unklar bleiben: das künftige Budget des Hauses, der Umgang des Kulturbürgermeisters mit dem Theater und mit mir als Person. Die Zuneigung in der Bevölkerung und in der Belegschaft aber ist so groß, sodass ich -zumindest jetzt – nicht gehen könnte.

Ich bitte um Verständnis und wünsche den politischen Entscheidungsträgern in Trier eine gute Wahl, denen in Konstanz weiterhin viel Freude mit dem Theater und seinem Intendanten“.

Konstanz der 3. März 2017, Prof. Dr. Dr. Christoph Nix